Vortrag "Gentechnik-Seilschaften - Organisierte Unveranwortlichkeit"

Sicher kennen Sie die amerikanische Firma Monsanto und die Diskussion um ihre Machenschaften und die Verstrickungen zwischen Konzern und Aufsichtsbehörden. Doch die USA sind weit weg. Wie sieht es bei uns in Deutschland aus? Warum werden Jahr für Jahr immer neue Versuchsfelder angelegt, obwohl 80 Prozent der Menschen keine Gentechnik im Essen wollen? Warum fließen Steuergelder auch dieser 80 Prozent fast nur noch in die Gentechnik, wenn es um landwirtschaftliche Forschung geht?

Das sind Fragen, die Jörg Bergstedt, Öko-Aktivist und Buchautor, bei seinen Vorträgen mit dem Titel „Monsanto auf Deutsch – Gentechnikseilschaften“ beantwortet.

 

 

Wir hatten Bergstedt gemeinsam mit der AbL- Regionalgruppe Franken, dem BDM, dem Imker Kreisverband, den Grünen und der ÖDP nach Schwarzach am Main eingeladen. Im
übervollen Lokal gewährte Jörg Bergstedt in einem langen, aber kurzweiligen Vortrag detaillierte Einblicke hinter die Kulissen der Gentechnik. Mafiose Strukturen und skandalöse Zustände bei Genehmigungen und Geldvergabe bieten eine erschütternde Erklärung, warum die überwältigende Ablehnung der Gentechnik und der gesetzlich eigentlich vorhandene Schutz gentechnikfreier Landwirtschaft so wenig Wirkung hat. Denn: In den vergangenen Jahrzehnten sind alle relevanten Posten in Genehmigungsbehörden, Bundesfachanstalten und geldvergebenden Ministerien mit Gentechnikbefürwortern besetzt worden! Die meisten von ihnen sind direkt in die Gentechnikkonzerne eingebunden. Mafiose Geflechte von
Kleinstunternehmen und dubiosen Biotechnologieparks sind entstanden, zwischen denen Aufträge und Gelder erst veruntreut und dann hin- und hergeschoben werden, bis sich die Spur auf den Konten der Beteiligten verliert.

Jörg Bergstedt durchleuchtete, anschaulich präsentiert anhand vieler Photos und Videosequenzen, minutiös die Seilschaften zwischen Behörden, staatlicher und privater Forschung, Konzernen und Lobbyorganisationen. Einen besonders genauer Blick wurde geworfen auf die Genehmigungsbehörde für Gentechnik, das Bundesamt für Verbraucherschutz. Die
Genehmigungsquote dieser Behörde für Anträge auf Gentechnikversuchsfelder beträgt 100%: eine Zahl die für sich spricht.

Beispielhaft wurde ein Zentrum der Agro-Gentechnik vorgestellt: die Biotech-Farm in Üplingen/Sachsen-Anhalt, untrennbar verwoben mit der Inno-Planta, dem Verein zur Förderung „der Entwicklung und des Einsatzes moderner Pflanzenzucht“, sprich Gentechnik.

Abschließend gab Jörg Bergstedt eine Ausblick auf Möglichkeiten des Widerstandes: „Wer nach mehr Forschung ruft oder sich auf staatliche Stellen verläßt, ist verlassen. Gentechnikfreiheit gibt es nur dann, wenn die 80 Prozent Ablehnung sich auch zeigen – und zwar nicht nur auf dem Stimmzettel, in der Protestmail oder am Supermarktregal, sondern auch und gerade dort, wo die Gentechnikmafia arbeitet und die Felder angelegt werden.“